Tradition
Eine kleine Familiengeschichte der Fleischerei Münster
Seit vielen Generationen ist meine Familiengeschichte auch die Geschichte einer Schlachterei.
Sie fängt mit Johannes Münster an, der damals in Övenum begann und später nach Wyk umsiedelte. Es folgten Heinrich und Anna Münster, die 1911 erstmals eine Fleischerei am Südstrand gründeten. Sie waren es auch die die neuste Kühltechnik auf Föhr einführten. Der Kühlraum wurde mit Wasser gekühlt und nicht, wie bisher, mit Eis. Eine Firma vom Bodensee installierte diese Kühlung um Jahreszeiten unabhängig Frische zu garantieren. Das Fleisch, dass damals in großen Mengen hauptsächlich an Hotels, Kinderheime und Pensionen geliefert wurde, konnte dort eingelagert und frisch gehalten werden. Eine große Ladenfläche oder gar ein Kühltresen gab es noch nicht.
Während des zweiten Weltkrieges musste das Geschäft geschlossen werden. Nur einige offizielle Geschäfte durften weiterhin ihre Ladentüren öffnen, ausserdem gab es niemanden in der Familie, der den Laden hätte betreiben können. Anna Münster war gestorben und Ihre Söhne Johannes und Heinrich Junior in den Krieg gezogen.
1946 wurde das Fleischerei Geschäft wieder aufgebaut. Im Haupthaus musste das Wohnzimmer der neuen Verkaufsfläche ihren Platz überlassen. Fünf Jahre wurde hier das Geschäft von Johannes und Erika betrieben bis mein Großvater, Heinrich Münster Junior, die Schlachterei kurz vor dem Konkurs übernahm. Am 20. Juni 1948 war die Währungsreform in Kraft getreten und die Auswirkungen waren noch immer zu spüren.
Er war seit über elf Jahren nicht mehr in diesem Beruf tätig gewesen. Mit dem Erwerb seines Meistertitels und wenig Freizeit arbeitete er daran um den Familienbetrieb nicht aufgeben zu müssen. Als die Bezugsmarken abgeschafft und es der Wirtschaft langsam wieder besser ging, ging es wieder bergauf nun gab es auch wieder Besonderheiten, wie spezielle Gewürze und ähnliches. In dieser Zeit machte mein Großvater auch seinen Führerschein und schaffte den ersten Firmenwagen an.
1952 glänzte unsere Familie wieder mit einer sensationellen technischen Anschaffung die erstmals auf der Insel Föhr zu bestaunen war. Ein hochmoderner Kühltresen! Die Inbetriebnahme war ein großes Ereignis und viele Besucher, darunter auch Konkurrenten, kamen um sich dieses Prachtstück vorführen zu lassen. Erstmals konnte man seinen Kunden auch in den heissen Sommermonaten Fleisch und Wurstwaren gut gekühlt präsentieren.
1964/65 konnten weitere Gesellen eingestellt werden und es gab tatsächlich einen noch längeren Kühltresen (der bisherige wurde an einen Mitstreiter abgegeben).
1967 konnten meine Großeltern, Dank ihrer harten Arbeit und ihrem guten Geschäftssinn eine weitere Filiale in Wyk in der Süderstraße eröffnen. Die Betriebsräume am Südstrand wurden nochmals vergrößert, so dass mehr Platz für die Schlachträume sowie Räucherkammern entstanden.
1979/80 wurde nochmals umgebaut, womit sich die Ladenfläche nahezu verdoppelte.Während der Umbauten wurde direkt aus der Wurstküche verkauft. das gab dem Kunden einen völlig neuen Einblick. Heute nennt man das „Gläserne Verkaufsräume“. Natürlich sollte es auch wieder eine neue technische Änderung geben: die Wärme von den Kühlmaschinen wurde nun zurückgeführt und zur Warmwasserbereitung genutzt.
Am 7.März 1980 wurde Neueröffnung gefeiert und meine Eltern Arndt und Anke Johanna Münster übernahmen den Betrieb am Südstrand. Mein Onkel Hark Münster bekam das Geschäft in der Süderstraße.
Die Fleischerei in der Süderstraße in Wyk wurde 2005 geschlossen. Die Fleischerei am Südstrand allerdings , geht nun mit mir seit 2011 in die fünfte Generation. Ich führe nicht nur die Familientradition weiterhin fort, sondern lege auch besonderen Wert auf regionale Produkte und Föhrer Spezialitäten.
2014 entdeckte mich eine Redakteurin des Stern Magazins und berichtete auf 5 Seiten
über mich und unsere Familientraditionen. Dies wiederum weckte das Interesse einer Fotografin des Christian Verlags und gemeinsam mit Ihr entstand das Kochbuch „ Echt Norddeutsch“. Mit 80 typisch norddeutschen Rezepten meiner Familie, ist es seit Mai
2015 im Buchhandel erschienen.
Textauszüge : Kreske Münster
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